Gegen den Tugendterrorismus der Selbstgerechten

Lou Marin wird terrorisiert. Wir wenden uns entschieden gegen den modus operandi der Insurrektionalisten. Wir alle wissen, dass es unterschiedliche anarchistische Strömungen gibt: Pazifismus, Syndikalismus, kommunistischer Anarchismus, Projektanarchismus, Mutualismus, Individualismus, Anarchismus ohne Adjektive, Primitivisten etc. und eben auch Insurrektionalismus. Die „internen“ Kontroversen müssen intellektuell redlich ausgetragen werden. Manche Kontroversen bleiben ungelöst.

Kein Argument der Insurrektionalisten kann die Intrigen gegen Lou Marin rechtfertigen. Kein Argument von Lou Marin kann so verletzend gewesen sein, dass Emotionen überlaufen und darauf kühl kalkulierte zynische Aktionen folgen. Auch und gerade, wer kein Pazifist ist, darf dazu sich nicht hinreißen lassen. Es kann falsch sein, der Herrschaft friedlich zu begegnen, aber nicht zwangsläufig. Kein Grund für existenzielle Denunziation von Individuen.
Das „Opfer im Dienst jeder Sache“ ist unmittelbarer Gegenstand anarchistischer Kritik. Der Fortschrittsglaube fordere Opfer im Dienst der Sache der „Entwicklung“. Die Taten der Insurrektionalisten, die Lou terrorisieren, ähneln dieser inquisitorischen Mentalität. Wer zu viel mit
Drachen kämpft, wird am Ende selber einer.
Ein linker Militanter ist einem staatlichen Agent Provocateur verdammt ähnlich. Die Handlungen
lassen sich nicht mehr unterscheiden. Vielleicht wird so ´rum ein Schuh daraus?

Wenn es viel Solidarität für Lou Marin gibt, kann das vielleicht mentale Entlastung für ihn bringen. Die verstiegenen Insurrektis werden von Argumenten sich nicht beeindrucken lassen. Ihre Kritik der Herrschaft wird zur Herrschaft der Kritik. Wieder mal eine dieser klassische Verkehrung einer ursprünglichen Absicht ins Gegenteil. Ist seit der Antike überliefert. Lauft schneller Genoss:innen,
die alte Welt ist hinter euch her.

In Zusammenhang mit dem Anschwärzen von Lou Marin folgendes:
Anarchismus als Blase und dann doch nicht.
Eine Gruppe anarchistischebuechermesse.noblogs.org/…=2 exkommuniziert andere Verlage, deren Positionen ihnen nicht passen, von einer anarchistischen Buchmesse. Als Anarchisten können wir nachvollziehen, dass wir uns nicht in die „Physik der Macht“ hineinziehen lassen wollen: Aktion, Reaktion, Aktion’, Reaktion’ usw. Dann wird eins darüber aufgeklärt, dass die Sache nicht
so einfach ist, weil es asymmetrische Aktionen gibt und sich die Frage stellt: wie reagieren?
Schon der erste Akt der Macht ist asymmetrisch, wenn er identifizierbar wäre. Auf diesen widersprüchlichen Prozess, in den wir hineingeboren wurden, kann die Reaktion der Anarchisten, die noch außerhalb ihrer Blase diskutieren wollen, nicht sein: Ihr bleibt draußen. Wie wollt ihr das durchhalten, bei jedem Autor, bei jeder Autorin, bei dem, was manche früher mal gesagt haben
etc…. Gleichzeitig soll der Krieg eines der Schwerpunkte der Veranstaltung sein, so zumindest laut Ankündigung. Eine sehr selektive Synthese. Der Text der Ausladung:
„Was wir aber nochmals an alle Gruppen die wir direkt anschreiben mitteilen wollen, ist da unsere Kritik an der positiven Haltung zu gegenwärtigen Kriegen, zur Einreihung einer Konfliktpartei (siehe Ukraine, siehe Israel/Palästina) und die Verteidigung dieser, keinen Platz auf der Büchermesse haben wird. Wir wollen nicht darüber diskutieren ob es nun richtig ist dass Anarchistinnen und Anarchisten sich auf der einen oder anderen Seite der herrschenden Klasse einreihen, wenn überhaupt, warum dies falsch und konterrevolutionär ist, und
überhaupt wie eine revolutionäre Bewegung der Herrschaft des Kapitals ein Ende setzen wird/kann.
Wir sagen dies ganz klar von Anfang an damit auch keine Missverständnisse und unnötige Diskussionen dazu entstehen. Da wir natürlich nicht bei allen Gruppen die wir einladen wissen, wie sie dazu stehen, ist es nun gesagt.“

Wir kritisieren das: kleine anarchistische Baracke der Kritik Karlsruhe
Verbreitung erwünscht