Redebeitrag Tag der politischen Gefangenen 18.03.2024

Für eine Welt ohne Knäste kämpfen!
7 bis 9 qm.
7 bis 9qm haben Menschen in ihrer Zelle, sitzen sie als Häftlinge in einem deutschen Knast. Weltweit sieht es schlimmer aus.
Heute – insbesondere – und an jedem Tag gilt in linken Bewegungen der Ruf nach der Freiheit für alle polititschen Gefangenen. Doch auf 7qm eingepfercht, laufen, sitzen & schlafen nicht nur diejenigen, die sich der staatlichen Ordnung in ihrem Handeln aufgrund ihrer polititschen Gesinnung widersetzten. 
Jedes Jahr werden laut statistischem Bundesamt über 4000 Menschen in Deutschland aufgrund ihrer Armut eingesperrt. Sie sitzen eine sogenannte Ersatzfreiheitsstrafe ab, da sie für Banalitäten wie dem sogenannten Schwarzfahren bestraft wurden und diese Strafe nicht bezahlen können. Gleichzeitig sind weitgehend rassifizierte Menschen im Knast. 
Zum 31. März 2023 gab es insgesamt 44.232 Strafgefangene und Sicherungsverwahrte in deutschen Gefängnissen, davon hatten 15.559 Personen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Wird dabei beachtet, dass etwa 52% aller sogenannter deutscher Staatsangehöriger Migrantinnen sind, so wird klar, dass der Strafvollzug vorallem die Ärmsten und Schwächsten der Bevölkerung trifft. 
Diese Scheiße hat System und sie hat Geschichte.
Das Gefängnis als Ort und Methode der Bestrafung etabliert sich um die Zeit der industriellen Revolution, und wurde in Europa erst am Ende des achtzehnten Jahrhunderts weitverbreitet. Man hört oft, dass dieser Prozess das Ergebnis eines höheren Niveaus der Zivilisation und der Menschlichkeit gewesen sei. In Wirklichkeit ergab sich dieser Prozess aus der Entwicklung der Lohnarbeit, der Entstehung des Proletariats, und dem Verlangen der neuen bürgerlichen Klasse ihre Herrschaft über die Gesellschaft zu verbreiten und zu verstärken.
Vertrieben von ihren gemeinschaftlich verwalteten Besitztümern, wurde ein regelrechtes Landstreicherinnentum erschaffen. Diese sollten, auf Wunsch staatlicher und kapitalistischer Institutionen, zu billiger Arbeitskraft erzogen werden. Da diese sich dem widersetzten, gelang eine Umerziehung nur noch durch repressive Gesetze, Knast und Strafe. Die Zeit war reif für die Klassengesetzgebung, wie sie sich bis heute in allen bürgerlich-kapitalistischen Staaten wiederfindet.
7 bis 9qm.
Die Umerziehung der Gefangenen geschieht durch den Versuch, deren Geist zu brechen. Frühe Formen wie Folter und Todesstrafe wichen den vermeintlich milderen Methoden wie Freiheitsstrafe und dem stillen Zwang zur Arbeit. Die Bestrafung der Seele, liegt in der Anwendung von Herrschafstpraktiken, die die Gefangene dazu zwingen sich vermeintlich zu bessern. Gemeint ist damit, sich anzupassen, um wieder dem Arbeitsmarkt zurückgeführt werden zu können. Die Gefangene soll sich unter ständiger Beobachtung fühlen, während gleichzeitig die Kommunikation der Gefangenen untereinander sowie nach außen unter der Kontrolle der Aufseherinnen liegt. Der Blick der Gefangenen verengt sich, eingesperrt in schmale Gänge und winzige Gefängniszellen, sodass das Auge nicht mehr in die Ferne blicken und der Geist sich seinem freien Lauf frönen kann. Den Knast musst du dir leisten können. Die Unterbringung wird der Insassin in Rechnung gestellt. Die Nutzung elektrischer Geräte in einer Stromrechnung erfasst. Wer vorher schon ökonomisch unterpriviligiert war, kommt mit Schulden aus dem Knast. Wir pfeifen auf das Gelaber von Resozialisierung!(evtl Bezug zu wiss. Ergebnisse, die gegen Erfolg Reso in Gefängnissen sprechen)
Die Solidarität mit allen Gefangenen kann schwerfallen, sind unter ihnen auch beispielsweise Sexualverbrecher ohne Zeichen von Reue. Thomas Mayer-Falk sagt dazu, dass wir dem Ziel, der Abschaffung aller Gefängnisse, Schritt für Schritt entgegentreten müssen, durch eine Transformation der gesellschaftlichen Praxen. Solange, bis der Spruch „Freiheit für ALLE Gefangenen“ auch Geltung tragen kann.
Und deshalb richten wir uns an alle Freundinnen des guten Lebens für Alle:
Nieder mit allen Knästen und Käfigen!
Suchen wir nach Alternativen zur Straflogik, wie bei Ansätzen der transformativen Gerechtigkeit. Unterstützen wir die abolitionistische Bewegung und die Soliarbeit von Organisationen wie dem anarchist black cross oder der roten Hilfe. Kämpfen wir zusammen für Reformen, die zumindest schonmal das Leben einiger erleichtern würden. Denn heute schon lassen sich konkrete Forderungen aufstellen: 
  1. Weg mit dem Paragrafen 43 des Strafgesetzbuches, der die Ersatzfreiheitssrafe  regelt!
  1. ÖPNV für alle und zwar umsonst! Nie wieder Schwarzfahren!
Die Anarchistin Clara  Wichmann schrieb 1922:
Und deshalb – obwohl wir jede, jedoch nur wirkliche und aufrichtige Reform, die jetzt im Strafrecht und Strafsystem eingeführt wird, willkommen heißen – unser Trachten geht weiter: wir verlangen radikale Umbildung, keine teilweise Verbesserung. Wir sehen ein anderes Prinzip tagen: das einer neuen Zeit, einer geschwisterlichen Menschheit, die immer mehr mit dem Strafprinzip überhaupt brechen muss.
Kapitalismus aufheben! Knäste abfackeln!
Her mit dem guten Leben für Alle!