Kurzbericht zur Kundgebung anlässlich des türkischen Angriffskrieges in Syrien und im Nordirak

Am Samstag, den 26.11.2022 hat am Karlsruher Marktplatz eine Kundgebung in Solidarität mit den Betroffenen der Luftangriffe der türkischen Armee in Syrien und dem Nordirak stattgefunden.

Etwa 70 Menschen beteiligten sich an der Kundgebung. Der Großteil der Teilnehmer*innen nahm anschließend an einer Demonstration anlässlich des Tags gegen Gewalt gegen Frauen* mit etwa 150 Personen, teil.

Wir dokumentieren den Flyer einer Gruppe von Menschen, die sich nach eigener Aussage für eine Welt ohne Herrschaft einsetzen.

Flyertext:

Rojava – wo Wünsche Wirklichkeit sind 

Rojava ist ein selbstverwaltetes Gebiet im Nord- und Ostsyrien, das während des Syrischen Bürgerkriegs ab 2012 entstand. Es wird von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft bewohnt, darunter kurdische, assyrische und arabische Menschen. Das Gebiet grenzt im Norden an die Türkei und im Osten an den Irak.

Soweit so unspektakulär, könntet ihr jetzt sagen. Und ganz schön weit weg von mir hier in Karlsruhe. Warum also finden für irgendein Gebiet im Nahen Osten auf der ganzen Welt Solidaritätsaktionen, auch in Karlsruhe, statt?

Rojava ist eben nicht einfach ein Ort im Nahen Osten. Es ist weltweit Vorbild für eine selbstverwaltete Gesellschaft, für allgemeingültige pluralistische Prinzipien, die für Gleichberechtigung aller Menschen, unabhängig von Ethnie, Religion oder Geschlecht, und für ökologische Nachhaltigkeit stehen. In Rojava sind Wünsche, Träume, Ideen, wie auch wir sie haben, zum Teil bereits in Erfüllung gegangen, oder werden weiterverfolgt.

Selbstverwaltet, gleichberechtigt, nachhaltig – Menschen können so leben, Rojava ist der Beweis.

Rojava – wo Verteidigung Alltag ist 

Seit 2016 wird Rojava von der Türkei angegriffen und teilweise besetzt. Die türkische Besetzung wendet sich vor allem gegen die Kurd*innen und führte zu schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen wie ethnischer Säuberung gegen die Kurd*innen. Beobachter*innen werten die türkischen Militäraktionen als völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Die Türkei fordert seit längerem die Bildung einer „Schutzzone“ in den syrischen Grenzgebieten und steht damit im direkten Interessenkonflikt zur PYD (kurdische Partei in Syrien, Schwesterpartei der PKK, der Arbeiterpartei Kurdistans) und ihren als „Rojava“ bezeichneten Gebietsansprüchen in Nord-Syrien.
Russland unterstützte die Pläne der Türkei bisher, ruft sie derzeit aber dazu auf, von einer umfassende Bodenoffensive in Syrien abzusehen. Tätig wird Russland gegen die Türkei aber nicht. Die USA unterstützt die Einmarschpläne der Türkei zur Verwirklichung der „Schutzzone“ seit längerem nicht. Doch obwohl sie den Luftraum in diesen Gebieten kontrollieren, verhindern sie die Angriffe der Türkei ebenfalls nicht.
Auch die anderen NATO-Länder schauen einfach zu, wie Rojava angegriffen wird.
Fakt ist: in Syrien sind sehr viele Länder mit unterschiedlichen Interessen kriegerisch vertreten – um die Menschen, die dort leben, geht es keinem dieser Länder. Daher bleibt den Menschen in Rojava nur die militärische, gewaltsame Selbstverteidigung.

Wir zeigen uns solidarisch mit allen von Unterdrückung, Verfolgung und von Krieg betroffenen Menschen in Rojava und überall auf der Welt. Rojava verteidigen – damit eine andere Welt weiter möglich ist! 

verfasst von Leuten, die sich für eine Welt ohne Herrschaft einsetzen 

26.11.2022