Fünf Jahre nach den Aufständen in Belarus – Solidarität mit den politisch Verfolgten!

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Zum 5. Jahrestag der Aufstände in Belarus haben wir an verschiedenen Orten in Karlsruhe Banner aufgehangen, um auf das Thema, die politischen Gefangenen, die Aussetzung der humanitären Aufnahmeprogramme aufmerksam zu machen und unsere Solidarität mit der belarussischen Opposition und den Inhaftierten zu zeigen.

Am 9. August 2020 begannen die Aufstände nach einer gefälschten Präsidentschaftswahl in Belarus. In den folgenden Wochen protestierten hunderttausende gegen den „Letzten Diktator Europas“ Lukaschenko. Der Machthaber reagierte mit äußerster Härte, bis hin zum Schusswaffengebrauch und dem Einsatz des Militärs, auf die Proteste. Zehntausende wurden verhaftet, gefoltert, missbraucht. Hunderttausende haben das Land verlassen, sechs Menschen sind im Zuge der brutalen Niederschlagung gestorben.

Eine besondere Bedeutung wird der Rolle von Frauen im Zuge der Proteste zugeordnet. In der ersten Zeit waren sie weniger von Polizeigewalt betroffen und konnten anderen Protestierenden Schutz bieten. Im Laufe der Proteste und mit zunehmendem politischen Einfluss änderte sich ihre Situation. Neben den bekannten Repressionsarten wurden sie mit sexueller Gewalt und dem Entzug ihrer Kinder konfrontiert.

Ein weiterer wichtiger Pfeiler des Machtsystems Lukaschenkos ist die Unterdrückung freier Berichterstattung. Während den Protesten wurden unzählige Journalist:innen verhaftet. Eine freie Presse ist quasi nicht existent. NGOs, Gewerkschaften und oppositionelle Gruppierungen werden verboten oder juristisch eingeschränkt, Minderheiten sind in höchstem Maße von Diskriminierung und Repression betroffen.

Fünf Jahre nach den Aufständen ist Lukaschenko noch immer an der Macht. Es ist eher ruhig geworden um die Opposition in Belarus. Diese organisiert sich hauptsächlich in der Diaspora. Noch immer befinden sich mehr als tausend Oppositionelle in Haft, in Arbeitslagern. Betroffen und bedroht von Folter und Misshandlung.

Der „Westen“, den Lukaschenko für die Aufstände verantwortlich machte reagierte mit unterschiedlichsten Sanktionen, welche mit der belarussischen Beteiligung am Angriff auf die Ukraine nochmals ausgeweitet wurden.

Durch die Freilassung einiger Oppositioneller in den letzten Wochen erhofft sich Lukaschenko offenbar eine Lockerung der Sanktionen und eine „Normalisierung“ außenpolitischer Beziehungen.

Die deutsche Regierung, allen voran Innenminister Dobrindt hat alle humanitären Aufnahmeprogramme außer Kraft gesetzt. Diese Entscheidung trifft alle, die in ihren Herkunftsländern politisch verfolgt werden. So auch oppositionelle aus Belarus.

Auch wenn es um die Opposition in Belarus aktuell eher still geworden ist, diese sich hauptsächlich in der Diaspora organisiert und Lukaschenkos Macht gefestigter denn je erscheint, dürfen wir all jene nicht vergessen, die sich noch immer in den Haftanstalten und Arbeitslagern befinden. Die humanitären Aufnahmeprogramme für politisch verfolgte müssen umgehend wieder aufgenommen werden und der politische und wirtschaftliche Druck auf den „letzten Diktator Europas“ muss aufrechterhalten und erhöht werden.

Für die Wiederaufnahme der humanitären Aufnahmeprogramme!
Solidarität mit den Inhaftierten und der Opposition in Belarus und der Diaspora!
Gegen die Diktatur – für ein Leben in Freiheit!


Five years after the uprisings in Belarus – solidarity with those persecuted for political reasons!

On August 9, 2020, uprisings began in Belarus following a rigged presidential election. In the weeks that followed, hundreds of thousands protested against Lukashenko, “Europe’s last dictator.” The ruler responded to the protests with extreme harshness, including the use of firearms and the military. Tens of thousands were arrested, tortured, and abused. Hundreds of thousands have left the country, and six people have died in the course of the brutal crackdown.
The role of women in the protests is considered particularly significant. In the early stages, they were less affected by police violence and were able to offer protection to other protesters. As the protests progressed and their political influence grew, their situation changed. In addition to the familiar forms of repression, they were confronted with sexual violence and the removal of their children.
Another important pillar of Lukashenko’s power system is the suppression of free reporting. Countless journalists were arrested during the protests. A free press is virtually non-existent. NGOs, trade unions, and opposition groups are banned or legally restricted, and minorities are highly affected by discrimination and repression.

Five years after the uprisings, Lukashenko is still in power. Things have quieted down somewhat for the opposition in Belarus. It is mainly organized in the diaspora. More than a thousand opposition members are still in detention, in labor camps. They are affected and threatened by torture and abuse.

The “West,” which Lukashenko blamed for the uprisings, responded with a wide range of sanctions, which were further expanded with Belarus‘ participation in the attack on Ukraine.
With the release of some opposition members in recent weeks, Lukashenko is apparently hoping for an easing of sanctions and a “normalization” of foreign relations.

The German government, led by Interior Minister Dobrindt, has suspended all humanitarian admission programs. This decision affects all those who are politically persecuted in their countries of origin, including opposition members from Belarus.

Even though the opposition in Belarus has become rather quiet at the moment, organizing itself mainly in the diaspora, and Lukashenko’s power appears more secure than ever, we must not forget all those who are still in prisons and labor camps. The humanitarian admission programs for politically persecuted individuals must be resumed immediately, and political and economic pressure on the “last dictator in Europe” must be maintained and increased.

For the resumption of humanitarian admission programs!
Solidarity with the prisoners and the opposition in Belarus and the diaspora!
Against dictatorship – for a life in freedom!