Am 1. Mai ab 11:30 Uhr werden wir als anarchistisches Netzwerk eine Kundgebung auf dem Karlsruher Schloßplatz durchführen.
Als Schwerpunkte werden wir die Themen Arbeitsrecht, vor allem unter den aktuellen Bedingungen, sowie gegenseitige Hilfe aufgreifen.
Solidarität muss Praxis werden
Wir möchten dem kapitalistischen Konkurrenzprinzip eine solidarische Gesellschaftsidee entgegen setzen. Um dies nicht nur theoretisch in Form von Kurzvorträgen aufzugreifen wird es vor Ort eine Kleiderstange und eine Essensausgabe mit portioniertem Essen zum Mitnehmen geben.
Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Für eine solidarische Gesellschaft!
Für die soziale Revolution!
Die Kundgebung beginnt um 11:30 Uhr auf dem Schloßplatz Karlsruhe.
Haltet euch an die aktuellen Hygienevorschriften (Abstand unter 1,5m -> Maske tragen).
Im Anschluß gibt es die Möglichkeit sich der Demonstration des Erstemai-Bündnis anzuschließen.
Aufruf zur anarchistischen 1. Mai Kundgebung KA
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Die Welt befindet sich im Krisenmodus und uns als Beherrschte wird die Fähigkeit zu vernünftigen Entscheidungen abgesprochen. Ob am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder in den Medien: Sogenannte Stellvertreter*innen, Bosse und die Polizei nehmen uns unsere Freiheiten und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung in Selbstverantwortung. Während Pflegekräfte mit mieser Bezahlung seit langem täglich mehr mit dem schieren Wegsterben konfrontiert sind und viele Kleinselbstständige gerade in den ökonomischen Ruin rudern, fahren Großkonzerne wie Amazon oder Mercedes-Benz auf dem Rücken der Ausgebeuteten Rekordgewinne ein.
Der Gesundheitsschutz richtet sich vor allem nach ihren Interessen. Büros und Produktion bleiben geöffnet, Gesundheitsschutzmaßnahmen weitestgehend auf freiwilliger Basis oder nach eigenem Ermessensraum. Der Rubel muss eben rollen.
Menschen, die sich beruflich um andere kümmern, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt und gleichzeitig vielerorts von Kurzarbeit betroffen, sowie von Kündigung bedroht. Menschen in schwierigen Beziehungen oder Kinder, die unter der Fuchtel ihrer Eltern leiden, verlieren die Möglichkeit sich zu entfernen und sich so selbst vor Übergriffen und Gewalt zu schützen oder sich beispielsweise bei Freund*innen Rat und Hilfe zu suchen.
Jede*r soll möglichst zu Hause bleiben und es sich gemütlich machen, so heißt es zynisch. Dabei hat eine Studie zu häuslicher Gewalt der TU München gezeigt, dass Frauen und Kinder während Kurzarbeit oder Quarantäne und damit oftmals zusammenhängend akute Finanzsorgen oder Depressionen, besonders häufig betroffene sind*. Hohe Mieten und dadurch oftmals beengte Wohnverhältnisse werden für viele zum Albtraum. Wer ein luxuriöses Anwesen sein Eigen nennt, kann jedoch entspannt die Füße hoch legen oder Sport im Garten treiben.
Im Kontrast hierzu steigt die Zahl der Menschen ohne Wohnung, sowie die der besonders vulnerablen Gruppe von Menschen ohne Obdach, in skandalöser Weise. Eine von staatlicher Seite tolerierte, steuerrechtlich geförderte und daher in zunehmendem Maße lukrative Spekulation mit Immobilien wird diese existentielle Bedrohungslage weiter verschärfen. Von Obdachlosigkeit betroffene Menschen haben ein stark erhöhtes Infektionsrisiko, sind häufig Opfer von Gewalt und erleben die aktuellen Ausgangssperren und ‚,stay at home“- Appelle als Verhöhnung ihrer miserablen Lebenslage.
Die Maßnahmen, die angeblich ausschließlich der Gesundheit dienen sollen, schaden denjenigen welche am verletzlichsten sind am meisten. Ein Zufall ist das nicht. Das ist Kapitalismus, das ist die Dauerkrise. Zu Lasten der Umwelt, zu Lasten der Beherrschten, der Arbeitenden und ihren Nahestehenden. Zu Lasten aller die nicht zu den Herrschenden und Besitzenden gehören.
Am 01. Mai 1886 demonstrierten tausende Arbeiter*innen auf dem Haymarket in Chicago. Die pragmatische Forderung “8 hours for work, 8 hours for rest, 8 hours for what we will”, für die Anarchist*innen mit ihrem Leben einstanden, ist mittlerweile, zumindest auf dem Papier, so zur Selbstverständlichkeit geworden, dass heute noch, trotz gesteigerter Produktivität, kaum jemand daran zu rütteln wagt. Auch radikale Forderungen wie “Nieder mit der Lohnarbeit!”, sind heute selbst von kommunistischen Gruppen leicht zu übersehen. Es hat den Anschein als gingen Arbeiter*innen für die Arbeit und damit für die Lohnabhängigkeit auf die Straße. Sozialdemokrat*innen schwadronieren dann gerne von guter oder gerechter und vom Recht auf Arbeit. Gute Arbeit ist Arbeit, die allen dient und die Bevorteilung weniger verhindert. Gerechte Arbeit ist Arbeit zum Wohle aller. Das ist allerdings nicht möglich im Gewaltverhältnis von Lohnabhängigen und Bossen, von Konkurrenz und Ausbeutung, auf das zu allem Übel auch noch alle ein Recht haben sollen.
Gerechte und gute Arbeit haben Menschen, losgelöst dieser Gewaltverhältnisse, selbst organisiert und so in der Pandemie gezeigt, dass ein ganz anderes Ganzes denkbar und möglich ist. Egal ob “Food not Bombs” oder selbstorganisierte Kleiderstangen, Nachbarschaftshilfe oder die Giveboxen. Während die Bosse mit Kurzarbeit und Kündigungen ihre Profite sicherten, zeigten Menschen auf vielfältigste Weise, selbstorganisiert und vielerorts hierarchiefrei: Solidarität ist möglich und echte Solidarität macht die Welt zu einem besseren Ort. Echte Solidarität ist eine Methode und ein Prinzip, das keine*n alleine stehen lässt und jeder Herrschaft die Macht abspricht. Denn wenn die Herrschenden und ihre Handlanger eine*n kündigen oder schlagen, eine*n einsperren oder Zugang zu Wohnraum verwehren, legen sie sich mit allen an, die sich als solidarische Menschen verstehen! Lasst uns an diesem 1.Mai 2021 gegen jede Form der Ausbeutung und Unterdrückung unsere Stimme erheben.
Gegen die Lohnarbeit und für eine solidarische Gesellschaft!
Lasst uns die Stimme erheben und nie wieder schweigen denn: Eine andere Welt ist nötig & möglich!
*Kostenlose Hilfsangebote für Betroffene:
Häusliche/sexualisierte Gewalt:
- Wildwasser und Frauen Notruf (Karlsruhe): 0721 85 91 73
- Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016 oder Sofort Chat auf hilfetelefon.de
- Hilfetelefon Gewalt an Männern: 0800 123 9900
Bei psychischen Problemen:
- Nummer gegen Kummer: Kinder und Jugendliche: 116 111 Eltern: 0800 111 0 550
- KrisenChat.de für unter 25
- Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
Weiter Infos und Kontakt: https://anika.noblogs.org/