20.01.2023 – 18:30 Uhr: Lesung und Diskussion zum Buch „Erfahrung Rojava“ – Berichte aus der Solidaritätsarbeit in Nord-Ostsyrien

Das Gesellschaftsmodell Nord-Ostsyriens, die Organisierung basisdemokratischer Selbstverwaltung, der Anspruch einer Gleichberechtigung der Geschlechter ist eine Herausforderung, die großen Einsatz, Mut und Kraft auf Seiten der Menschen Rojavas erfordert. Solidaritätsarbeit ist ein wichtiger unterstützender Faktor in diesem Prozess.

Am Freitag, den 20.01.2022 um 18:30 Uhr kommt Michael Wilk zu uns ins Café Noir, um uns die Inhalte des Buches vorzustellen, um mit uns über Solidarität zu sprechen, um uns zu erzählen, wie Menschen ihren Einsatz in Rojava sehen, empfinden und bewerten, welche Ansprüche sie vertreten, was sie motiviert, beflügelt oder auch enttäuscht hat. Außerdem wird es noch Informationen und Diskussion der über die aktuelle Bedrohungslage in Rojava geben.

Im Vorwort des Buches, in dem er und weitere Menschen von ihrer Solidaritätsarbeit in Rojava berichten, schreibt Michael Wilk:

„Es stellt sich die Frage, was unter Solidarität zu verstehen ist? Und dahingehend, wie Solidarität hier praktisch gelebt und organisiert werden kann? Solidaritätsarbeit sollte sich nicht auf die bloße Verbundenheit und die Unterstützung von emanzipatorischen Bewegungen oder Massenprotesten weltweit beschränken. Es geht vielmehr um das Wissen, das Erfahren und auch das gegenseitige Lernen von Emanzipation, vom Widerstand gegen Unterdrückung, Macht und Herrschaft und gegen die daraus erwachsene Unmenschlichkeit. Solidarität bezeichnet deshalb nicht den gönnerhaften humanitären Akt und ist schon gar kein Gnadenerweis saturierter und privilegierter Menschen gegenüber denen, die revoltieren, weil sie mit dem Rücken an der Wand stehen, an Leib und Leben bedroht sind. Solidarität bedarf des Wissens um die globalen Zusammenhänge der Herrschaft, der eigenen Eingebundenheit in Machtstrukturen, der eingeschränkten Sicht eurozentristischer Befindlichkeit und eigener Korrumpiertheit.

Solidarität ist keine bloße moralische Haltung, sondern elementare Notwendigkeit für eine Gesellschaftsveränderung, die Ausbeutung von Mensch und Natur entgegentreten will. Das Ringen um Emanzipation ist keine Frage, die nur in der Veränderung der Lebensbedingungen in Ländern des Globalen Südens entschieden wird, sondern ebenso in den Zentren der ökonomischen Macht.

Oder, um es anders auszudrücken, wie Nûjîn in ihrem Beitrag zum Buch: „Und das andere mir befremdliche, ist, dass wir immer von „Solidaritätsarbeit“ reden statt von einer Selbstverständlichkeit! Wenn von Solidaritätsarbeit geredet wird, erweckt es in mir jedes Mal das Gefühl der Privilegiertheit. Im kurdischen Sprachgebrauch wird Solidarität gar nicht erst erwähnt und auch nicht so benannt, weil sich zu positionieren, zu unterstützen und zu bestärken eine Selbstverständlichkeit ist und sein sollte.““

Kommt vorbei! Lasst uns voneinander lernen und uns austauschen!

Freitag, 20.01.2022, 18:30 Uhr, Café Noir, Schauenburgstraße 5, Karlsruhe