18. März 2021 – anarchistische Beteiligung an der Kundgebung der Roten Hilfe in Karlsruhe

Die Rote Hilfe Karlsruhe organisierte zum Tag der politischen Gefangenen eine Kundgebung auf dem Karlsruher Friedrichsplatz, an der sich auch einige Anarchist:innen beteiligten:

Freiheit für die eingekerkerten Anarchist:innen und Antifaschist:innen in Belarus und weltweit! Lassen wir uns von der Staatsgewalt nicht einschüchtern, bleiben wir solidarisch und schließen uns im gemeinsamen Kampf gegen jegliche Form der  Ausübung von Herrschaft zusammen!

Der 18. März als Tag der politischen Gefangenen geht zurück auf die revolutionären Ereignisse in Paris im Jahr 1848 und wird in der Historie als ,,La Commune“ erinnert.
Vergessen wird oft, dass es in jenen Monaten des Aufstandes auch in anderen, größeren Städten wie Marseille oder Toulouse proletarische Aufstände gab und Barrikaden gebaut wurden. Der Verlauf der damaligen Ereignisse ist bekannt, wird auch heute noch kontrovers diskutiert und kann in dem kürzlich neu aufgelegten Buch der Anarchistin Louise Michel unter dem Titel ,,La Commune“ nachgelesen werden.
Erinnert sei an die unzähligen Communard:innen, welche infolge der brachialen Gewalt der unheiligen Allianz aus preußischen Truppen und Soldaten der französischen Exilregierung ihr Leben lassen mussten. Berichtet wird von Blutströmen, welche nach den Massenerschießungen nach der endgültigen Niederschlagung des Aufstandes, die Rinnsäle der Pariser Straßen rot färbte. Tausende Revolutionär:innen wurden in Strafkolonien verbannt oder verschwanden als politische Gefangene in den Kerkern der nun erneut herrschenden Klasse.

Und wer glaubt, dass es sich bei diesen Ereignissen um ein längst überwundenes dunkles Kapitel der jüngeren Geschichte handelt, sei daran erinnert, dass es auch heute eine Vielzahl politischer Gefangenen gibt, auch wenn dieses Faktum von den herrschenden Kreisen in Abrede gestellt wird. Solange wir unser Dasein in einer kapitalistischen Klassengesellschaft als Lohnabhängige fristen müssen, solange werden Menschen, welche sich gegen die herrschenden Verhältnisse auflehnen, eben von einer diese Besitz- und Eigentumsverhältnisse schützenden Klassenjustiz kriminalisiert und weggesperrt. Der Staat war schon in den frühen Formen seiner Entstehung auf Gewalt, Ausbeutung und Exklusion begründet.

Als Anarchist:innen gilt unser Augenmerk jedoch nicht nur den mit dem dem Stigma des Kriminellen versehenen politischen Gefangenen sondern allen sich hinter Gittern befindenden Menschen. Als Weggeschlossene sind sie ihres sozialen Wesens in hohem Maße beraubt und dem brechenden Regelwerk eines strafjustiziellen Rachesystems unterworfen.
Diese Strategie einer präventiven Abschreckung bekamen aktuell auch die von Repression Betroffenen im sogenannten ,,Jamnitzer-Prozess“ zu spüren. Neben einer Bewährungsstrafe wurde ein Betroffener zu einer eklatant hohen Haftstrafe verurteilt wurde, was von staatlicher Seite nur als Botschaft an alle Menschen, welche sich widerständig zeigen und nach einem selbstbestimmten Leben streben, verstanden werden kann. Auch diesen Betroffenen gilt unsere uneingeschränkte Solidarität!


Der sich seit Januar im Hungerstreik befindende griechische Revolutionär Dimitris Koufontinas hat nach wochenlangen Protesten mit Zehntausenden auf den Straßen, diesen beendet und den wahren autoritären, polizeistaatlichen Charakter der Regierung des rachsüchtigen Mitsotakis-Clans offengelegt. Während die ,,westliche Wertegemeinschaft“ hierzu dröhnend schwieg, stilisiert sie den mehr als zweifelhaften Demokratieverfechter und offenen Nationalisten Nawalny zur Galionsfigur in Frontstellung zum russischen Antipoden.

Als Anarchist:innen verschwenden wir jedoch nur wenig Energie in eine Kritik der jeweiligen Politiken jedweder Couleur, ob sie sich nun bürgerlich-demokratisch nennen oder schon in das Fahrwasser einer gelenkten, autoritären Demokratie abgeglitten sind, abzulesen am neuen repressiven Paragrafenwerk des PolAG oder der 129a/b- Paragrafen. Freiheit, Selbstorganisation, direkte Aktion und natürlich antinationale Solidarität sind unsere Prinzipien auf dem Weg in eine nicht nur sprichwörtliche, grenzenlose Welt frei assoziierter und föderierter Menschengemeinschaften.

Am heutigen 18.März gilt unsere Solidarität unseren anarchistischen und antifaschistischen Freundinnen und Freunden in Russland und Belarus, welche im gemeinsamen Kampf mit den Einwohner:innen von Minsk und anderen Städten dem letzten, stalinistischen Diktator Lukaschenko nach der gefälschten ,,Wahl“ mit unglaublichem Mut die Stirn bieten. Der Widerstand in Belarus ist kaum akademisch-, sondern proletarisch geprägt. Die wenigen anarchistischen Affinitätsgruppen agieren ob der brutalen staatlichen Repression seit langem aus dem Untergrund und bitten dringend um Unterstützung jeglicher Art, auch in Gestalt von Solidaritätsadressen, was wir hiermit tun wollen!
Wir grüßen die uns namentlich bekannten Widerständigen ANDREI MARACH und ALEXANDER KOZLYANKO, stellvertretend für die tausenden Antifaschist*innen, die sich derzeit in den Kerkern und KGB-Folterkellern befinden. Die Marionette Lukaschenko und sein Gewaltregime ist Teil des russischen, imperialistischen Projekts und wird keine Zukunft haben!

Unsere Gedanken sind auch bei den in der BRD inhaftierten Thomas Meyer-Falk und Rainer Loehnert, sowie dem akut schwer an COVID 19 erkrankten Mumia, welcher sein Leben seit Jahrzehnten in einem US-Knast fristen muß!

Unsere Solidarität gilt unseren anarchistischen und antifaschistischen Freundinnen und Freunden und den kämpfenden Menschen in Belarus und weltweit!

Keine ist frei, solange nicht alle frei sind!

Für die Anarchie und Krieg den Knästen weltweit!

einige Anarchist:innen aus Karlsruhe