Küchenschaben Text zum Tag gegen patriarchale Gewalt 25.11.25

Kochen gegen das Patriarchat:
Warum Ernährung und Befreiung zusammengehören

Wer zusammen kocht, erschafft weit mehr als eine Mahlzeit. Die „Küche für Alle (KüfA)“ ist eine kleine, praktische Revolte gegen die Logik von Profit, Überproduktion und Verschwendung. Hier wird gekocht, was andere wegwerfen würden. Hier wird geteilt, was sonst ungleich verteilt ist. Und hier essen Menschen zusammen, die in einer herrschaftsfreien Gesellschaft selbstverständlich zusammensitzen würden. Und weil Kochen, Putzen, Organisieren und Fürsorge in dieser Gesellschaft oft unsichtbar gehaltene, zumeist weiblich zugeschriebene, Arbeiten sind, zeigt die KüfA praktisch, dass Sorgearbeit gemeinsam, bewusst und solidarisch getragen werden kann.

Freiheit fällt nicht vom Himmel. Sie wird gelebt, erkämpft und ausprobiert. Genau das passiert in jeder KüfA. Vegane Gerichte, solidarisches Teilen, gemeinsames Aufräumen. All das ist kein moralischer Zeigefinger, sondern der Versuch, ein Stück Zukunft in die Gegenwart zu holen. Diese Praxis trifft sich mit den Ideen des AnarchaFeminismus. Denn eine Gesellschaft ohne Herrschaft kann es nicht geben, solange patriarchale Gewalt, Ausbeutung und Abwertung weiterhin den Alltag strukturieren. Patriarchat bedeutet nicht nur Schläge, Kontrolle oder Übergriffe. Es steckt in Arbeitsverhältnissen, in Familien-strukturen, in staatlichen Institutionen, in Sprache, Kultur und Ökonomie. Es bedeutet, dass Männer als Gruppe mehr Macht und Ressourcen besitzen.

Der AnarchaFeminismus sagt: Befreiung kann nicht delegiert werden. Keine Partei, kein Staat, keine Avantgarde wird Frauen, FLINTA* oder andere marginalisierte Menschen befreien. Emanzipation entsteht aus Selbstorganisation, gegenseitiger Unterstützung und dem Mut, die eigenen Lebensbedingungen selbst zu verändern. Es ist eine Illusion, dass „unter Genoss:innen ja eh alle gleich“ seien und die Überwindung von Staat und Kapital den Sexismus mit beseitigen würde. Dieses Problem wird in „Beziehungsweise Revolution“ von Bini Adamczak an verschiedenen historischen Beispielen aufgearbeitet.

Küche für Alle und AnarchaFeminismus treffen sich dort, wo Menschen beginnen, die Beziehungen zwischen sich, Lebensmitteln, Arbeit und Macht neu zu denken. Wo Hierarchien keinen Platz haben sollen. Wo wir nicht nur den Hunger stillen, sondern den Wunsch nach einer Welt ohne Gewalt und ohne Herrschaft. Am 25. November, dem Tag gegen patriarchale Gewalt, erinnern wir uns daran, dass diese Gewalt kein Randphänomen ist. Sie ist systemisch. Sie ist alltäglich. Und sie ist veränderbar.

Unsere Utopie? Eine Gesellschaft, in der niemand untergeordnet wird, in der Menschen selbst über ihr Leben bestimmen, in der wir miteinander leben statt übereinander. Eine Gesellschaft, in der Essen kein Luxus, Sorgearbeit keine unsichtbare Pflicht und Freiheit kein Privileg ist. Die KüfA kann ein Keim sein, in dem das Neue bereits im Alten gefunden werden kann. Der Keim trägt die Qualität in sich, dass sich aus ihm eine neue Gesellschaftsform entwickeln kann. Die verwendeten Gewürze in der gesellschaftlichen Transformation geben den Geschmack der neuen gesellschaftlichen Ordnung vor.

¡Ni Una Menos – Nicht eine weniger! ¡Vivas Nos Queremos – Wir wollen leben!